Begonnen hatte alles 1995 bei einer Hochzeitsfeier. Damals traf Ilse Schummer mit Margaret Nakato zusammen. Margaret ist eine der dynamischen und strebsamen Frauen, die nach dem langen Bürgerkrieg das Land wieder aufbauen. Diese Frauen haben das, was man zum Aufschwung braucht: Ausdauer, Fleiß und Einsatzfreude. Das Wichtigste aber fehlt leider: das Kapital, um eine neue Existenz aufzubauen.
Die Frauen in Katosi sind traditionell mit Fischfang vertraut. Netze auslegen und einholen, Fische grillen oder räuchern, die besten verkaufen – das war ihr täglich „Brot“. So erhielt die siebenköpfige Fraueninitiative um Margret Nakato das Startkapital für ein kleines Fischerboot.
Jahrelang tat es gute Dienste. Bis zwei wesentliche Veränderungen eintraten: Seuchenartig hatten sich Wasser-Hyazinthen in Ufernähe ausgebreitet; für das schwache Boot gab es kein Durchkommen mehr. Zudem war die Katosi-Fishing-Cooperation auf 45 Frauen angewachsen und viele warteten ebenfalls auf Kapitalhilfe. Zeit, um ein stabiles Fundament für die große Kooperative zu schaffen.
Im Frühjahr 2002 konnte die Frauen-Initiative mit zwei neuen Motor-Booten ins Geschäftsleben starten. Wo nötig, werden Männern angeheuert.
Ein kraftvolles Fischereiboot kann bis weit in den See hinausfahren, dorthin, wo die besten Fischgründe sind. Der riesige Nilbarsch und die edle Tilapia werden jeden Morgen schon von einem Kühlauto erwartet und in die Hauptstadt Kampala gebracht. Und das große Transportboot ist am Victoriasee eine kleine Goldgrube. Es transportiert alles, was zwischen dem Festland und den vielen Inseln zu bewegen ist: Bauholz, Lebensmittel, Holzkohle, Haustiere, Fahrräder sowie deren Besitzer. Hunderte von Frauen profitieren von der neuen Investition.
Und das geht wie folgt:
Die starken Frauen der Fischereigenossenschaft in Katosi an ihrer Investition.
Alle Einnahmen aus dem Fischerei- und Transportgeschäft gehen auf das Konto der Kooperative. Davon werden Arbeitslöhne und Betriebskosten bezahlt und Rücklagen gebildet. Der wesentliche Teil aber fließt in einen Kreditpool, der allen Frauen offen steht, welche eine eigene Existenz jedweder Art gründen wollen.
Weil keine Sicherheiten vorhanden sind, müssen bei jedem Kreditantrag zwei Frauen als Bürgen zeichnen. Der Erstantrag ist auf 40 € limitiert. Wenn nach sechs Monaten die Rückzahlung abgeschlossen ist, kann ein höherer Kredit beantragt werden.
Inzwischen gibt es neben den Verdienstmöglichkeiten bei Fischerei und Transport noch unzählige kleine und größere Erfolgsgeschichten. Sie erzählen von Hühnerhöfen, Milchvieh- und Schweinezuchten, Imbissstuben und Bäckereien, Schneidereien und Friseurgeschäften. Sie handeln von üppigen Gemüsegärten und großen Bananenplantagen, sowie von Händlerinnen mit Zwiebeln, Kaffee, Holz, Holzkohle und Ersatzteilen.
Jede Woche am Mittwoch ist „Banktag“. Da werden Rückzahlungen getätigt, Anträge gestellt, neue Darlehen vergeben. Und alles wird gemeistert von dem inzwischen erfahrenen Kreditteam um Margret Nakato. Transparenz garantiert das friedliche und erfolgreiche Zusammenwirken der Projektfrauen.
Der Motor ermöglicht neben dem Fischen auch Transport-Geschäfte mit weit entfernten Inseln im Victoriasee.
Eines haben die Frauen bei allem Geschäftseifer aber nicht vergessen: die Verantwortung für die Gemeinschaft!
Da mit den gestiegenen Einkommen nun auch mehr Kinder zur Schule geschickt werden können, sind jetzt vier neue Klassenzimmer geplant. Und der Funke der Begeisterung springt auf die ganze Gemeinde über: Die Frauen treffen sich bereits zum Lehmstampfen und zum Formen von 50 000 Backsteinen.
Margaret Nakato hat den Katosi Women Development Trust gegründet, dessen Ziel dem von Freunde Ugandas e.V. ähnelt: Frauen zu befähigen, sich an sozialwirtschaftlichen Entwicklungsprozessen zu beteiligen, die zur Verbesserung des Lebens von Frauen beitragen.
Im Jahre 2012 wurde ihrer Organisation beim World Water Forum in Marseilles der Kyoto World Water Grand Prize verliehen.
Ihrem Verein wurde am 28.12.2017 im Berliner Tagesspiegel ein Artikel gewidmet.