Nachhaltige Entwicklung durch Einkommensbeschaffung auf familiärer Ebene statt Almosen und Alimentation


Ilse Schummer mit Bundespräsident Gauck

Im Herbst 2016 wurde Ilse Schummer von Bundespräsident Gauck eingeladen.

25 Jahre Frauenförderung in Uganda – eine Erfolgsgeschichte

Ein Resümee von Ilse Schummer (English version)

1990, bei meinem ersten Besuch in Uganda, waren es kleine „Geschenke“: ein paar Schulbücher und 80 Küken für vier Familien.

Nach nunmehr 25 Jahren sind es 54 000 Familien mit 324 000 Kindern, die ein regelmäßiges Einkommen erwirtschaften können, die 21 SACCOs (Savings and Credit Co-Operative Societies, also kleine Genossenschaftsbanken) gegründet haben und von rund 300 Schulerweiterungen profitieren.

Was war geschehen?

1990 war die Sternsinger-Aktion den Menschen in Uganda gewidmet und im Fernsehen wurde darüber berichtet. Was ich sah waren schreckliche Bilder vom Bürgerkrieg unter Idi Amin, aber auch herrliche Landschaften und mutige, tatkräftige Frauen.
Da hat es gefunkt und seither ist Uganda der Ort einer großen Aufgabe geworden.

Wie das?Ich war mir immer sicher, dass Entwicklungshilfe an der Basis ansetzen sollte, dass alle Menschen sich danach sehnen, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften – wenn sie nur eine Ausbildung und die Chance einer Anschubfinanzierung hätten. Die Frauen in Uganda schienen mir dabei die besten Partnerinnen für sinnvolle Investitionen zu sein.
Und so war es!

Schon bei meinem ersten Besuch traf ich kluge Menschen aus dem Bereich der Entwicklungshilfe mit der gleichen Überzeugung, und daraus wurden Partner. In Deutschland wurde der Verein „Freunde Ugandas“ gegründet, in Uganda war es „Voluntary Action for Development“ (VAD).

Unser Ziel war es von Anfang an, dauerhaft die Lebenssituation in den Familien zu verbessern, den Schulbesuch der vielen Kinder zu ermöglichen aber den Betroffenen auch etwas abzuverlangen. So konnten die maroden Schulen nur Unterstützung erhalten, wenn vorher Backsteine in Eigenarbeit hergestellt waren und Kredite konnten nur die Frauen erhalten, die vorher an Fortbildungen teilgenommen hatten.

Unser Programm besteht aus mehreren Schritten:

  • Frauen schließen sich in Gruppen zu je 10-15 Mitgliedern zusammen, treffen sich wöchentlich und besprechen ihre Investitionspläne.
  • Ausbildung in modernem Ackerbau, Viehzucht, in Buchhaltung, Familienplanung und dem „rollierenden Darlehenssystem“ – unserem Schlüssel zu Investitionen.
  • Jährlicher Kontrollbesuch der Vorsitzenden aus Deutschland mit Finanzierung von durchschnittlich 240 Gruppen mit je 250 € pro Jahr.
  • Bankkredite (VAD Bank) für erfolgreichen Frauen zur Ausweitung ihrer Projekte.

Dass man sie ernst nahm war für die Frauen neu und tatsächlich hatten sie anfangs auch gegen das Misstrauen der Männer anzukämpfen. Es war rührend, als der erste Mann öffentlich bekannte, seine Frau zu unterstützen, weil es ihnen so besser gehe!

Inzwischen wird unser „Modell“ auf den Norden Ugandas übertragen, in das ehemalige Kriegsgebiet der Kindersoldaten – und zum guten Schluss entsteht dort auch die erste „Backsteinschule“ – eine private Stiftung.

VAD hat durch Vermittlung der Freunde Ugandas Förderer für Wasserprogramme aus Irland und Großbritannien gefunden. Es gab große Anerkennung und Auszeichnungen – erst kürzlich ehrte Bill Clinton die Organisation für ihre Effizienz mit 60 000 US Dollar.

Margaret Nakato, eine Projektfrau der ersten Tage ist inzwischen Sprecherin der Fischereifrauen der ganzen Welt bei der Welternährungsorganisation FAO in Rom. Sie sagt: „Als du an unsere Arbeit geglaubt und uns unterstützt hast, hast du die Frauen befähigt, sich und ihre Gemeinschaft zu verändern. Gib ihnen den Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten und gib ihnen dazu die ersten Bausteine, und sie werden sich aus der Armut hocharbeiten.“

Naggujja Rose, die es von einem Gemischtwarenladen zum Bekleidungshaus gebracht hat meint: „Wir werden nie mehr so arm sein wie vorher, denn unsere Köpfe haben sich verändert!“

Für tausende von Frauen ging ein Lebenstraum in Erfüllung, durch Schweine- und Hühnerzuchten, Handel in Fischerei, Seifen- und Saftproduktion, Betreiben von Schneidereien und Restaurants oder durch das gemeinsame Vermarkten von landwirtschaftlichen Produkten.

Mit den selbstverwalteten SACCOs und den Niedrigzins-Krediten ist der Weg in eine stabile Zukunft gesichert. Alle können ihre Zukunft im eigenen Land finden. Niemand muss den Weg in die Fremde antreten.

25 Jahre Uganda haben über 2 Millionen Euro verschlungen – eine riesige Summe, die ohne Sie/Euch, die vielen treuen Spender niemals zustande gekommen wäre. BMZ und Landesstiftung haben daran einen Anteil von 75%. Immerhin 500 000 € haben Sie/habt ihr gespendet. Eine großartige Leistung! Danke.

Liebe treue Spender, wir sollten stolz sein, denn unser Einsatz wird dauerhaft Früchte tragen – dank Projekten aus dem Alltag, Einbeziehen der Betroffenen und Schaffen von Verantwortung.

Sie kann's nicht lassen! (Nachschlag seit 2016)

Wechsel in das armselige nördliche Uganda, in die Region um Kapelebyong

Zum Abschluss ihrer Uganda-Arbeit reiste Ilse Schummer in das nördliche Uganda, dem Landesteil, der an den Südsudan angrenzt. Dort hatte jahrelang der Bürgerkrieg der Lord's Resistance Army getobt mit dem verrückten General Kony und seinen Kindersoldaten.

Die Flüchtlingslager aus vielen Strohhütten und waren teilweise noch bewohnt, doch die Infrastruktur lag völlig danieder und die Schulen waren in einem erbärmlichen Zustand.
Wie sollte hier je wieder normales Leben einziehen?

Gleichzeitig war 2016 in Deutschland die Diskussion um die Flüchtlinge in vollem Gange.  „Fluchtursachen bekämpfen“ wurde ein beliebtes Schlagwort. Und so kam es, dass der Verein Freunde Ugandas wieder aktiv wurde.

Schulbau und Einkommensbeschaffung waren wie immer die großen Themen.

Glücklicherweise fand sich ein Paar aus dem Schwarzwald, das hier kräftig mithalf, die maroden Verhältnisse zu verändern.

Im Jahre 2016, bei einem Besuch in der alten Heimat an der Bergstraße, lernte das Ehepaar Knäpple aus Bad Dürrheim das erfolgreiche Modell vom Fördern und Fordern des Vereins „Freunde Ugandas“ kennen. Die konkreten Ziele und der überschaubare Rahmen sagten den beiden zu und sie beschlossen, dort zu helfen, wo sie im Dialog mit dem Verein die Schritte der Entwicklung und Hilfe mitbestimmen konnten.

Stück für Stück wurde die erste Backsteinschule der Region aufgebaut – und nach dem Namen der Spendergattin „Rose School“ benannt. Das mangelnde Schulgeld wurde mit ihren Spenden aufgestockt und, um die Anforderungen der Regierung zu erfüllen, wurde auch für Blitzableiter und Solarlicht gesorgt. 

Das erste kleine Wunder geschah: Im Dorf Achegerekuma, gelegen im fast hoffnungslos zurückgebliebenen Kapelebyong-Distrikt, wuchs eine agile Gemeinschaft aus Eltern, Lehrern und lokalen Politikern heran.

Zu guter Letzt blieb noch das Thema Schulspeisung: das engagierte Ehepaar Knäpple sorgte mit 2000 € dafür, dass die 400 Schüler für drei Monate täglich eine Tasse gezuckerten Maisbrei bekamen.

Und wieder fand ein Wandel in der Region statt: die Schulgemeinschaft erhielt zwei Ochsen zum Bestellen eines großen Feldes, um in Zukunft selbst Mais anzubauen und die Schule damit autark zu machen. So wurde die erste Ernte eingebracht, ein richtiges Kochhaus gebaut und fortan bildeten Bohnen, Mais und Grünzeug die Grundlage für das Mittagessen.

Unsere Arbeit hatte sich bis ins Allgäu herumgesprochen und eine Erbschaft ermöglichte den Bau von acht Lehrerhäuschen. Damit besteht fortan die Garantie, die wunderbaren Lehrer in der abgelegenen Gegend zu halten. 

Bleibt noch die zweite Säule der Entwicklung: das Einkommen.

Hier setzten die „Freunde Ugandas“ und die Partnerorganisation VAD (Voluntary Action for Development) mit Hilfe vieler Kleinspender und Zuschüssen des Landes Baden-Württemberg wieder das Programm der „rollierenden Kleinkredite“ um.

Dreißig Frauengruppen mit insgesamt 500 Mitgliedern erhielten nach dreimonatigem Training eine Anschubfinanzierung, um als Kleinunternehmerinnen dauerhaft ein Einkommen zu erzielen.
Zur Vermarktung der eigenen Produkte konnte 2020 mit Hilfe der Schöck-Familienstiftung ein großer Markt errichtet werden. Dieser gab den Frauen endgültig die Chance zur Anerkennung in Familie und Gesellschaft.

Uns wird es nie mehr so schlecht gehen wie vorher, denn unsere Köpfe haben sich verändert.“ – den Beweis lieferten die Frauen als Elternvertreterinnen, Ratsmitglieder und Chefinnen von zwei SACCOs (kleinen Genossenschaftsbanken).

Mit Corona kam ein neues Problem: Viele Mädchen ließen sich mit „Sugar-Daddys“ ein und standen dann ohne Jobs mit ihren Babies allein da. Da musste schnell gehandelt werden: Wieder sprang die Schöck-Familienstiftung ein und half beim Bau einer Nähschule, die 2024 als Produktionsstätte weitergeführt werden soll.

Details und weitere Informationen können Sie in unseren Jahresberichten nachlesen. 

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